“Diese Stadt erinnert sich an seine Helden”
Der Südelefant von Archil Kikodze ist mein erstes Buch aus Georgien, dem Gastland auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse. Ein Roman über Freundschaft, Heimat und dem Gefühl der Einsamkeit. Archil Kikodze hat einen großartigen Schreibstil, in dem man sich absolut verlieren konnte. Wie detailliert er Dinge und Ereignisse beschreibt und mit welcher literarischen Kraft er die Schönheit eines Landes zum Ausdruck bringen kann. Die Erzählung spielt in der Stadt Tbilissi in Georgien und durch die Beschreibungen des Erzählers, kann man sich vorstellen, wie wunderbar diese kleine Metropole sein muss.
Der Klappentext
Ein Tag auf den Straßen von Tbilissi. Gehend und sich erinnernd nimmt ein Mann Maß an seiner Heimatstadt, an ihrer und seiner Geschichte. Als Kind hat er sich mit seinem besten Freund oft am prähistorischen Südelefanten im georgischen Nationalmuseum getroffen, und wie ein Archäologe legt er jetzt Schicht um Schicht Erinnerungen frei, die in den Gassen und Plätzen der Stadt gespeichert sind. In schillernden Begebenheiten und starken Bildern erzählt Archil Kikodze von der Wirkmacht der Vergangenheit und der Kraft der Freundschaft zu jeder Zeit.
Das Land Georgien und der Erzähler
Als ich dieses Buch begann, wusste ich ehrlich gesagt nicht viel über die Geschichte Georgiens. Daher habe ich parallel zum Buch auch die historischen Höhepunkte des Landes studiert, um einen Eindruck zu bekommen, warum unser Erzähler die ein oder andere Einstellung zu seinem Land in diesem Buch hat. Aus der Geschichte Georgiens kann man entnehmen, dass es für dieses Land niemals einfach gewesen ist. Selbst nachdem es im Jahre 1918 unabhängig geworden ist war es niemals richtig frei und war immer umzingelt von Großmächten wie zum Beispiel Russland. In dem Buch ” Der Südelefant” erkennt man auch immer wieder die russischen Einflüsse in der Geschichte des Landes Georgien. Unser Erzähler hat seinen eigenen Standpunkt und durch seine Beobachtungen in der Stadt wird klar, dass dieses Land auch immer noch zu kämpfen hat. Nachdem in der Historie soviel Unruhe geherrscht hat, ist es nicht verwunderlich, dass auch die Bewohner des Landes Georgien sich selbst suchen. Genau wie unser Erzähler in diesem Buch. Er ist auf der Suche nach sich selbst in diesem Land und hofft währenddessen auch, dass sein bester Freund Tazo auch wieder zu sich selbst finden wird.
“Wenn ein Mensch auf die Welt kommt, das ist das Einzige, was ihm angeboren ist, dass er jemanden oder etwas greifen muss, das Loslassen lernt er erst später. Greifen und loslassen… Manchmal brauchen wir ein ganzes Leben, um das Loslassen zu lernen. Manchmal wird das Loslassen zum Lebensprinzip, und dann lassen wir uns gar das Wichtigste entgehen, und zwar so, das wir nicht einmal begreifen, dass es sich dabei um das Wichtigste gehandelt hat..”
Über Freundschaft und die Liebe
Unser Protagonist oder besser gesagt Erzähler in diesem Buch berichtet uns viel über seine Freundschaft aus Kindheitstagen und seiner großen Liebe. Der ehemalige Regisseur ist geschieden und hat eine Tochter, die in den USA studiert. Seine zweite große Liebe hat ihn allerdings auch verlassen und gerade die Erinnerungen an Sie findet er an jeder Straßenecke wieder. Sein bester Freund Tazo hat sich von ihm entfernt und ist ihm auch irgendwie fremd geworden. Dennoch ist er in dieser historischen Stadt nicht alleine, denn seine Geschichten begleiten ihn und er erkennt, wie wichtig ihm seine Heimat ist.
Mein persönliches Fazit
Ein einfühlsames und berührendes Buch über Freundschaft, Liebe und eine Heimat. Auch wenn dieses Land eine wahrhaft schwere Geschichte hat, so erkennt man doch, wie stolz die Georgier auf dieses Land sind. Es gibt kein richtiges Happy End, es gibt auch keine klassische Message, was bleibt ist das Interesse an einem Land. Das Gefühl von Heimat, was man nach diesem Buch bei sich selbst hinterfragt. Ein großartiger Roman aus dem Ullstein Verlag, welches ich absolut empfehlen möchte. Der Südelefant stammt übrigens von den Mammuts ab und wird als das Urmammut bezeichnet. Seine Stoßzähne waren vier Meter lang und sein Skelett ist im Nationalmuseum in Stawropol in Russland zu finden, wenn meine Recherchen mich nicht täuschen.
Ullstein Verlag/ Gebundene Ausgabe/ Auflage 2018/ Preis: 22,70€/ selbst gekauft, daher keine Werbung, nur Verlagsnennung
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