Mit leiser Wehmut, vielen Fragen und großen Hoffnungen im Gepäck überqueren sie den Ozean: junge Japanerinnen, die Anfang des 20. Jahrhunderts ihre Heimat verlassen, um in Kalifornien japanische Einwanderer zu heiraten…
“Wovon wir träumten” von Julie Otsuka ist ein Roman, oder vielmehr ein Drama aus dem frühen 20. Jahrhundert und beruht auf einer wahren Geschichte. Ich habe Euch bereits erzählt, dass ich Bücher mit wahren Erzählungen mag und mich diese immer ganz besonders fesseln. So auch der Roman von Julie Otsuka.
Junge Japanerinnen kommen nach Kalifornien
Wieviele junge Japanerinnen es nun sind, geht aus dem Buch nicht genau hervor. Es müssen eine Menge sein, denn die erwähnten Namen sind gefühlt Hunderte. Julie Otsuka erzählt immer aus der Wir Perspektive bzw. aus der Sie Perspektive: Einige von uns auf dem Schiff kamen aus Kyoto….Einige von uns waren Bauerntöchter…. Das hat mich am Anfang ziemlich irritiert, denn ich bin es gewohnt Bücher aus der Ich Perspektive zu lesen. Julie Otsuka hat so versucht, aus allen Leben der Japanerinnen etwas erzählen zu können. Schockiert hat mich auch, dass die meisten von Ihnen gerade einmal fünfzehn oder sechzehn Jahre alt gewesen sind, als sie von ihren Eltern in das weinentfernte Kalifornien geschickt worden sind. Mit im Gepäck haben sie ein Foto von ihren zukünftigen Ehemännern, nur leider entspricht nicht einer dieser Männer auch dem Mann auf dem jeweiligen Foto. Der erste Schock für die jungen Japanerinnen.
Das Leben in Kalifornien
Ihr neues Leben ist nicht einfach, ganz im Gegenteil es ist eine unvorstellbare Last. Nach den ersten Seiten kann man verstehen, warum Julie Otsuka das Buch ” Wovon wir träumten” nannte… zu Träumen haben diese jungen Japanerinnen viel, aber nichts davon wird jemals in Erfüllung gehen können. Sie kommen jung in ein Land, das zu der Zeit noch vom Sklavenhandel beherrscht wird. Sie arbeiten auf den weiten Feldern, in Privathäusern oder sogar in Bordellen. Jede von ihnen hat ihr eigenes Päckchen zu tragen und keine hat es leichter als die andere. Japaner haben Anfang des 20. Jahrhunderts einen besseren Ruf als beispielsweise Chinesen, denn Japaner sind ordentlicher und fleißiger und weitaus genügsamer, ein Grund, warum so viele zu dieser Zeit eingewandert sind. Eine Zeitlang waren ihre Leben in Ordnung, sie hatten sich mit ihren Schicksalen abgefunden haben Kinder bekommen und alles schien einigermaßen normal zu verlaufen. Sie arbeiteten immer noch hart und es war nichts leicht, aber sie hatten sich mit ihren Leben abgefunden und haben versucht das Beste daraus zu machen.
Und plötzlich wurden sie zu Fremden
Am Anfang wurden die Japaner noch aufgenommen und sogar geschätzt, denn wie gesagt sie waren für ihre Tatkraft bewundert, aber dann kam Pearl Harbor. Von heute auf morgen waren alle Japaner schlecht und jeder Amerikaner hatte Angst vor Ihnen. Sie wurden auf der Straße gemieden und sogar verfolgt. Ihre Männer wurden geholt, weil man glaubte sie seien Spione der japanischen Truppen. Niemand war mehr sicher und keine der jungen Japanerinnen wusste, ob morgen nicht ihr Mann ihr genommen wurde. Irgendwann waren die Japaner eine angeblich so große Gefahr, dass sie alle weg gebracht wurden. Angeblich an einen besseren Ort, einen sichereren Ort, weit raus in den Bergen….doch niemand hat die Japaner je wieder gesehen.
Einige von uns gingen weinend. Und einige von uns gingen singend. Eine von uns hielt sich hysterisch lachend die Hand vor den Mund. Einige von uns gingen betrunken. Andere von uns gingen schweigend, mit hängenden Köpfen, betreten und verschämt.
Mein persönliches Fazit
Ich wusste erst nicht so Recht, was ich mit dem Buch anfangen sollte. Die Schreibweise hat mich irritiert und so richtig leicht ging es nicht von der Hand. Nachdem ich es nun ein paar Tage zur Seite gelegt hatte, konnte ich mich besser damit zurechtfinden. Die Geschichte ist erschütternd und leider wahr, sodass man noch länger über dieses Buch nachdenken muss. Ich habe nun so einige Bücher über Einwanderer oder Flüchtlinge gelesen und das Verständnis für all diese Menschen wächst unendlich. Ein jeder Mensch, der über andere zu urteilen vermag, sollte ein Buch wie dieses lesen, um vielleicht ein wenig besser zu verstehen. Danke an den Mare Verlag für dieses tolle Buch und das ich es lesen durfte.
Rezensionsexemplar / Mare Verlag / Auflage 2013 / 159 Seiten / 18,00€ / Hardcover
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