Neschume – es heißt Seele. Was, wenn du deine Seele einem Land verkaufst und dafür deine Herkunft verleugnest. Und wie kannst du am Ende damit Leben, wenn du deine Heimat verraten und deine Eltern nach Auschwitz gebracht hast…
Fritz
In junger Mann aus der Schweiz möchte die Wahrheit über Deutschland heraus finden und reist 1942 nach Berlin. Er hofft, dass die Stärke der Deutschen auf ihn übergeht, denn er selbst hält sich nicht für besonders stark. Fritz ist in einem guten Zuhause aufgewachsen, seine Eltern leben in Trennung und die Köchin des Hauses ist Jüdin. Sein Vater bereist die Welt und lehrte seinem Fritz, immer Weltoffen zu bleiben. Nichts was Fritz jemals schlimm gefunden hätte und auch nichts worüber er vorher auch nur nachgedacht hätte, bis er in Berlin landet und versteht, dass jüdisch sein nichts Gutes sein soll. Er lernt in einem Aktkurs Kristin kennen. Ein junges, hübsches Mädchen, in das sich Fritz sofort verliebt. Sie scheint viel klüger zu sein als er und sie weiß genau, wie man sich zu dieser Zeit in Berlin zu verhalten hat. Sein zweiter Kontakt in Berlin ist Tristan, ein reicher Junge, der sich augenscheinlich alles leisten kann und der kein unbekannter in der SS ist. Die wahren Gesichter der beiden, erkennt Fritz leider erst viel später.
Stella
Kristin kommt eines Tages völlig verprügelt bei Fritz im Hotel an und muss ihm unter Tränen beichten, dass sie gar nicht Kristin heißt, sondern Stella. Stella ist Jüdin und hat sich einen deutschen Pass besorgt, um nicht aufzufallen. Ihre Eltern wurden festgenommen und bei dem Versuch dieses zu verhindern, gerät sie selbst in Gefahr. Zu dem Zeitpunkt hat der Leser noch Mitleid mit Stella und die Geschichte fängt erst langsam an grausam zu werden. Stella wirkt zerstört und hilflos und Fritz denkt, dass er ihr unbedingt helfen muss. Schließlich liebt er sie ja. Ihren eigenen Frust spült Stella mit Drogen herunter und versucht dadurch ihr Gewissen zu betäuben. Sie will Sängerin sein, doch als Jüdin kann sie das nicht, als Deutsche jedoch ist es möglich. Doch was ist der Preis für so ein Leben?!
Der Verrat
Stella und Tristan haben sich beide der Geheimpolizei der SS angeschlossen, sie helfen der Regierung Juden aufzudecken und zu verraten. Fritz erfährt von all dem am Anfang gar nichts. Er denkt, dass Stella das Opfer in der Geschichte ist. Er denkt Tristan ist derjenige, der seine Stella in einen bösen Bann ziehen möchte. Doch es stellt sich heraus, dass Stella ganz genau weiß, was sie da tut. Sie verrät ihr eigenes Land, ihre Herkunft und am Ende auch ihre eigenen Eltern. Fritz schafft rechtzeitig den Absprung, bevor es in Berlin so richtig los geht. Er verlässt Stella und kehrt zurück in die Schweiz. Erst am Tage Stella’s Beerdigung kehrt er nach Jahren noch einmal nach Berlin zurück. Er hatte in Berlin nicht die Stärke der Deutschen gefunden, sondern deren größte Schwäche.
Mein Fazit
Dieser Roman wiegt noch schwer nach. Ein Teil dessen soll der Wahrheit entsprechen und obwohl es nun etliche Bücher gibt zum zweiten Weltkrieg, so ist doch jedes neue Buch immer noch genauso schwer zu begreifen wie schon davor auch. Stella nimmt einen deshalb mit, weil man nicht glauben kann, dass ein Mädchen sein ganzes Land verrät und damit den Weg frei macht, sodass die eigenen Eltern nach Auschwitz gebracht werden. Sie hatte zu der Zeit mehrere tausend Juden auf dem Gewissen. Alleine das man mit so einer Schuld leben könnte ist unbegreiflich. Takis Würger hat einen mitreißenden Schreibstil und trifft mit seiner Geschichte oder sollte ich sagen Wahrheit genau den Nerv der Zeit. Das schlimme ist, dass es auf der Welt immer noch solche Geschehnisse gibt und das die Menschheit aus dem zweiten Weltkrieg offenbar rein gar nichts gelernt hat.
Selbst gekauft / Hanser Verlag / Auflage 2019 / 219 Seiten / 22 €
Kommentar verfassen