Ein Buch wo ich seit langem mal wieder nicht weiß, wo ich anfangen soll. Das Leuchten jenes Sommers von Nikola Scott hat noch eine Weile bei mir im Kopf gearbeitet. Dennoch, beginnen wir einfach mal am Anfang. Das Leuchten jenes Sommers habe ich aus dem Rowohlt Verlag bekommen und ich freue mich, dass ich diesen Roman lesen durfte. Dieses Buch ist in dieser Woche, am 16. April erst erschienen und somit quasi noch Druckfrisch. Die Geschichte spielt in zwei Zeitepochen, einmal 1939 kurz vor Beginn des zweiten Weltkrieges und 2009, durch die Zeit verbunden sind zwei Frauen, die beide ihre Geheimnisse haben.
1939
Maddy lebt in Summerhill, Cornwall gefühlt am Rande der Welt. Sie bewohnt ein Anwesen zusammen mit ihrer Schwester und einigen Angestellten, was einst ihrem Vater gehört hatte. Dieser kam leider bei einem tragischen Unfall ums Leben und Maddy kann seitdem diesen Ort nicht mehr verlassen. Ihre Schwester Georgiana hingegen zieht es raus in die weite Welt und sie verurteilt ein wenig ihre kleine Schwester, die einfach nur zu Hause sein möchte. Als Georgiana von einer langen Reise zurück kommt und ihrer Schwester Maddy ihren neuen Freund Victor vorstellt, ahnt noch keiner der beiden wie tragisch die Geschichte sich noch vor Beginn des zweiten Weltkrieges wenden wird. Verlust spielt im Leben von Maddy eine unglaublich große Rolle und mit jedem weiteren Verlust verschanzt sich die Hauptprotagonistin in sich selbst. Eine Schutzwand so zu sagen.
Maddy liebt es zu Zeichnen und zusammen mit ihrer Schwester erschaffen sie ein Kinderbuch, wo es um den kleinen frechen Fuchs Foxy geht. Foxy ist in den schweren Zeiten ein Anker für Maddy. Sie kann den Verlust ihres Vaters dadurch erträglicher machen. Doch als sich herausstellt, wer Victor wirklich ist, kommt es zum Showdown 1939 und Maddy verliert auch noch ihre geliebte Schwester Georgiana. Vortan kann Maddy sich nicht mehr für das Zeichnen begeistern und eine Fortsetzung von Foxy bleibt aus. Das Buch, was sie mit ihrer Schwester zusammen geschrieben/gezeichnet hat verkauft sie irgendwann dennoch, um aus dem Erlöse ihr Haus in Summerhill halten zu können.
2009
Chloe lebt mit ihrem Mann in einem wundervollen Haus, ist total behütet und muss nicht mal mehr arbeiten gehen, weil ihr Mann alles finanziert. Klischee. Nach außen meint man, das sei ein perfektes Leben, aber im Inneren erkennt man, wie unglücklich Chloe doch ist. Sie erfährt, dass sie Schwanger ist und hat Angst es ihrem Ehemann zu beichten und darüber hinaus bekommt sie ein großartiges Jobangebot in Summerhill. Sie soll die Geschichte von Maddy abfotografieren, denn eigentlich ist Chloe Fotografin. Doch ihr Mann lässt ihr einfach keine Luft zum atmen. Chloe hat einen Bruder, Danny, dieser ist leider unheilbar krank und lebt in einer betreuten Einrichtung. Beide haben auch früh ihren Vater verloren und in Erinnerung sehen sie sich immer wieder zusammen als Familie die Geschichte des kleinen Fuchses Foxy lesen. Umso mehr freut sich Chloe über den Auftrag in Summerhill, denn so kann sie Maddy persönlich kennen lernen. Nichts ahnend, wie sehr die beiden Schicksale der Frauen verbunden sind.
Auch 2009 kommt es zu einem Unfall, doch dieses Mal ohne Todesfolge. Chloe muss vor ihrem Mann flüchten, denn dieser sperrt sie ein und nimmt ihr jeglichen Kontakt zur Außenwelt. Er wird handgreiflich und eifersüchtig. Alles resultiert nur daraus, dass er ohne sie nicht Leben kann, aber diese egoistische Liebe macht alles nur kaputt. Chloe flüchtet zu Maddy nach Summerhill und es kommt an der selben Stelle zu einem Unfall, wo Chloe’s Mann schwer verletzt wird. Chloe darf am Ende frei sein und ein Scheidungsverfahren wird eingeleitet. Danny ihr kleiner Bruder hatte schon immer im Gefühl, dass dieser Mann nicht gut für sie war und zum Glück wendet sich alles zum Guten. Dennoch ist es erschreckend, wie spät Chloe erst feststellt, dass dieser Mann nicht gut für sie ist. Die Grenze zwischen beschützen wollen und kontrollieren wollen ist hier fast nicht greifbar gewesen und schon in den ersten Dialogen konnten ich diesen Mann nicht leiden. Ich fühle mich beim Lesen von ihm unterdrückt, so stark ist dieser Charakter ausgearbeitet.
Eine Verbindung
In beiden Fällen haben die Frauen ihren Vater verloren und in beiden Fällen sind es Männer, die eine Wendung herbei führen. Es mag wie ein Klischee klingen, aber solche Geschichten sind nicht unüblich. Beide Frauen können in diesem Buch ihre Stärke zeigen und was ein Zusammenhalt unter Frauen bedeuten kann. Gerade die Geschichte von Chloe hat mich tief getroffen. Was Menschen aus Liebe alles auf sich nehmen und wie unglaublich blind Liebe machen kann. Erschreckend ehrlich in diesem Buch dargestellt.
…Rückblickend erschien es ihr manchmal, als wäre ihr Vater in dem Moment aus ihrer Kindheit verschwunden, als sie aufgehört hatten, zusammen Foxy zu lesen….
Meine persönliche Meinung
Ich finde diesen Roman großartig. Das Leuchten jenes Sommers beschreibt die Sehnsucht nach ganz großer, erfüllter Liebe und gleichzeitig aber auch die Gefahr die in dieser Liebe stecken kann. Nicht jede Liebe ist gesund und manchmal muss man sich selbst eben mehr lieben, um ein glückliches Leben führen zu können. Welche Liebe in diesem Buch zählt, ist die Geschwisterliebe – diese ist unumgänglich in diesem Roman. Ein unsichtbares Band, was eine Familie verbindet ist immer noch die stärkste Liebe. Zum Glück war nicht jeder Mann in diesem Buch ein schlechter Mensch, dennoch mag ich es, dass die Frauen in dieser Geschichte zu sich selbst finden. Danke an den Rowohlt Verlag für dieses tolle Exemplar von Nikola Scott. Ich kann dieses Buch wärmstens empfehlen.
Rezensionsexemplar / Rowohlt Verlag / April 2019 / 487 Seiten / 20,00 €
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