Ein hoch emotionales Buch über Generationen von Frauen hinweg. Eine Erzählung wie schwierig es ist Mutter, Tochter und Frau im allgemeinen zu sein. Eine Familie von Frauen, in unterschiedlichen Zeiten und zu unterschiedlichen Gegebenheiten und was diese gemeinsam haben. Die Rolle der Frau und wie sie sich in den letzten 80 Jahren verändert hat und was doch irgendwie gleich geblieben ist.

Wir lesen die Geschichte zuerst aus Sicht von Valerie. Sie ist Mutter und hadert aktuell damit, das ihr Sohn Tobi ein Auslandsjahr in England absolvieren möchte. Ihre eigene Mutter, Christina, erkrankt an Krebs und wird noch unausstehlicher. Valerie fällt es schwer, eine Beziehung zu ihr aufzubauen. Sie kümmert sich und ist in der Krankheit für sie da, aber von tiefer Liebe kann man nicht sprechen. Sie fühlte sich in ihrer Kindheit vernachlässigt. Nur Valeries Omi hat sie immer verstanden.

Christina allerdings hat eine ähnlich Meinung von ihrer eigenen Mutter gehabt, denn diese mochte den Bruder Clemens viel lieber. Christina die Hübsche, war in jungen Jahren eher ein Papakind und wurde auch so von Männern sehr gemocht. Was dazu führte, das Christina nicht lange mit Valeries Vater zusammen war und sie immer wieder neue Beziehungen began. Was Valerie so gar nicht verstehen konnte. Die Omi kommt aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen und hat eine ganz andere Ansicht auf das Konstrukt Ehe und Muttersein. Drei Generationen von Frauen, die ganz anders denken und doch eines gemeinsam haben, sie finden das Mutter sein schwierig. „Wir sitzen im Dickicht und weinen“ ist eine gute Metapher dafür, dass Frauen sich oft mit ihren Gefühlen und Gedanken im Dickicht verstecken, als offen darüber zu sprechen. Gerade wenn es um Familienprobleme geht.

Die Männer in diesem Buch kommen nicht so gut weg. Die wenigstens kümmern sich um die Kinder oder zahlen Alimente. Die Frauen müssen alleine klarkommen. Einzig der Opa, dieser war gestorben, doch die anderen Männer sind weg gelaufen. Es wird ein Bild vermittelt von starken Frauen, die sich alleine durch schlagen. Gerade in der Schweiz hatten sie es damit nicht leicht. Auch aus Deutschland kennt man viele Geschichten von alleinerziehenden Müttern und deren Schicksal. Ich konnte vieles in dem Buch nachvollziehen, denn auch ich habe mit meiner Mama alleine gelebt, die meisten Jahre. Ich glaube das Frauen oft unterschätzt werden, gerade wenn sie sich alleine durch schlagen müssen.

Ich denke Valerie konnte die Momente mit ihrer Mutter nicht schätzen. Als Scheidungskind denkt man oft, man bekommt weniger Aufmerksamkeit als andere Kinder mit Vater. Und das was Christina gegeben hat, war Valerie nie genug. Wobei ich glaube, dass auch Christina nur ihr bestes geben wollte. In Summe ein wirklich emotionales Buch, mit einigen traurigen Momenten, aber auch vielen hellen Momenten. Felicitas Prokopetz hat einen sehr angenehmen Schreibstil und schafft es mich emotional abzuholen. Ich mochte es und würde 3,5 von 5 Sternen 🌟🌟🌟✨ vergeben.

Rezensionsexemplar/ Eichbornverlag/ Auflage Januar 2024/ Gebundene Ausgabe/ 208 Seiten/ 22€

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