Ein fliegender Kampfstern – unberechenbar und gefährlich. Menschen, die wie ein fliegender Kampfstern sind, die wollen immer weiter hinauf und wollen immer die Besten sein. Im Prinzip trifft diese Aussage auf alle Protagonisten in diesem Buch, auf den einen vielleicht mehr oder offensichtlicher als auf den anderen, aber dennoch trifft es auf die ganze Geschichte zu. Eine Siedlung in der die Eltern ihre Kinder bis an ihre Grenzen bringen wollen und wo jede Ehe nur dem Schein gilt. Alexa Hennig von Lange präsentiert in ihrem Buch Kampfsterne eine Welt, die in unserer aller Nachbarschaft liegen kann. Menschliche Charakterschwächen keine Seltenheit und psychologische Höchstleistungen werden dringend benötigt.
Die Siedlung und ihre Bewohner
Wir lesen in diesem Buch immer wieder verschiedene Blickwinkel, je nachdem, welcher Protagonist im Moment an der Reihe ist. Es beginnt mit Rita. Sie ist eine Person, die auf Anhieb so richtig unsympathisch ist. Sie möchte das ihre Kinder die intelligentesten sind und immer die Nase vorn haben. Ihr Mann reicht ihr schon lange nicht mehr aus und sie ist enttäuscht davon, dass er angeblich so ein langweiliger Loser ist. Sie selbst ist in meinen Augen lesbisch und kann dieses einfach nicht zugeben, es würde ja schließlich ihre heile Welt zerstören. Psychologische Höchstleistungen wie ich bereits erwähnte. Sie hat eine Tocher, Klara. Und ihren Teeniesohn Johannes, er ist seit Jahren in Ulla’s Tochter verliebt und Klara wiederum scheint in Johannes verliebt zu sein.
Rita hat ein Auge auf Ulla geworfen, die wunderschöne Nachbarin, die sich in Männerkleidung versteckt. Ulla’s Mann ein brutaler Schläger und beide wirken zunächst absolut unglücklich in ihrer Ehe. Auch hier könnte man wieder Stunden auf der Couch eines Psychologen zubringen. Ulla merkt nicht, dass Rita ein Auge auf sie geworfen hat und verfängt sich so in Zuneigungen, welche meistens nicht von ihr selbst ausgehen. Ulla ist eine Person, die nicht nein sagen kann und die keine Unruhe stiften möchte. Genau der Typ Mensch, der ungewollt Herzen brechen kann. Rita wird dadurch regelrecht wahnsinnig. Ulla hat zwei Töchter, Lexchen und Constanze ( Cotsch ).
Und dann sind da noch die Kinder, auch alle nicht ganz klar in meinen Augen. Dennoch hatte ich eine Lieblingsperson in dem Buch: Constanze ( Cotsch ). Sie ist die Einzige neben dem jungen Johannes die versteht, dass irgendwas mit dieser Siedlung nicht stimmt. Sie ist zwar auch nicht ganz normal, bedingt durch ihre Erziehung und die schlechte Vaterfigur, aber sie hat die einfachsten Einstellungen zum Leben. Geprägt durch ihre Vorbilder ( Vater ein Schläger und Mutter eine schüchterne zurückgezogene ) läuft auch bei Cotsch nicht alles richtig. Sie gilt als “Dorfmatratze” und wird im Laufe der Story auch von einem Kerl angegangen. Das Frauenbild was ihre Mutter ihr vorlebt entspricht eben leider nicht der starken Frau von heute, sondern eher das Mittelalter, wo Frauen noch wenig zu sagen hatten und die Männer die Hosen anhatten. Und das obwohl ja Ulla die Männerhosen trägt…
Eine Sache die ich bis zum Schluss nicht ganz verstanden hatte…wer ist Ella und wie fügt sich ihre Geschichte so richtig ein? Sie ist die Mutter von Joshi, aber so ganz fügen sich diese beiden Charaktere für mich nicht ein. Lexchen scheint in Joshi verliebt zu sein, aber wie genau seine Mutter in die Geschichte passt, ist mir leider nicht ganz bewusst geworden.
Meine eigene Meinung
Ich habe das Buch innerhalb eines Tages verschlungen. Ich mag diese Art von Bücher, denn sie kommen aus dem normalen Leben. Wer denkt, dass es solche Siedlungen nicht gibt?! Weit getäuscht, dass könnte tatsächlich irgendwo in der Nachbarschaft stattfinden. Und wie Alexa Hennig von Lange die Charaktere heraus gearbeitet hat, fand ich besonders stark. Sie hat keine Tiefe umschrieben, sondern die Dinge auf den Punkt gebracht. Was mir nicht so ganz gefallen hat, war das Ende. Ich hätte mir am Ende eine schärfere Wendung gewünscht, etwas was unerwarteter gewesen wäre. Es hätte locker noch 20 Seiten länger sein dürfen mit einem subtilen Ende. Im Ganzen war das Buch aber wirklich gut und die Kritiken, welche ich vorab gelesen hatte, haben ins Schwarze getroffen.
Selbst gekauft/ Dumont Buchverlag/ Taschenbuch/ Auflage September 2019/ 224 Seiten/ 11,00 €
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