Ich habe dieses wunderbare Buch von Elif Shafak endlich beendet. Ich mag die Autorin sehr und musste dieses hier unbedingt lesen. Umso mehr hat es mich gefreut, dass der Kein & Aber Verlag es mir geschickt hat. In den Büchern von Elif Shafak kann man immer etwas lernen, finde ich. In diesem hier kommt ihre Liebe zur Natur und zur Insel Zypern sehr gut heraus, was mich noch einmal mehr bewegt hat.

Das Flüstern der Feigenbäume
Die Geschichte beginnt in der Zukunft wo die kleine Ada seit einem Jahr mit ihrem Vater alleine in London lebt. Ihre Mutter ist gestorben und die beiden müssen alleine klar kommen. Ihr Vater ist Grieche und ihre Mutter war Türkin und Ada ist somit eine tolle Mischung. Ihre Familie stammt aus Zypern und die Schatten dieser Insel liegen immer noch über Ihnen. Auf Zypern waren beide Kulturen zerstritten und konnten irgendwann nur noch im Krieg enden. Eine schlimme Vergangenheit begleitet die Eltern in ihrem Geist.
Im Garten in London hat die Familie einen alten Feigenbaum stehen. Auch dieser meldet sich immer wieder zu Wort in diesem Buch. Durch den Feigenbaum ( übrigens weiblich in dem Buch ) erfahren wir sehr viele Geschichten im Hintergrund. Wir erfahren aber auch, wie wichtig einzelne Komponenten in der Natur zusammen spielen und wie wichtig jedes noch so kleine Lebewesen ist. Ich liebe diesen Teil in dem Buch, weil es nicht nur die Geschichte von Kostas und Defne erzählt, sondern auch eine Geschichte der Menschheit. Denn bei all dem Krieg, den wir Menschen führen, vergessen wir immer wieder, was wir der Natur antun. Die Autorin arbeitet das sehr gut heraus.
“…Keine Spezies ist dazu verpflichtet, eine andere zu mögen, das steht fest. Aber wenn man die höchste aller bisherigen und gegenwertigen Lebensformen zu sein behauptet – so wie es die Menschen tun – muss man sich doch mit den ältesten lebenden Organismen der Erde beschäftigen. Mit denen, die es viel länger gibt als einen selbst und die noch immer da sein werden, wenn man verschwunden ist.”

Ada
Die kleine Ada hatte bisher noch nicht viel ihrer eigenen Geschichte erfahren. Zu Hause sprach man selten von der Vergangenheit. Erst als ihre Tante aus Zypern zu Besuch kommt erfährt Ada einiges von ihrer Mutter. Defne konnte die Vergangenheit nie richtig verarbeiten. Sie lebte in Zypern zur Zeit der Kriege und hat gute Freunde verloren. Kostas wurde vor dem Krieg von seiner Familie aus dem Land geholt. Sie liebten sich schon früh und mussten dann aber einige Jahre getrennt verbringen. Erst nach vielen Jahren haben sie wieder zusammen gefunden. Defne war zu der Zeit schon stark Alkohol süchtig. Ada fand ihre Mutter irgendwann tot in der Wohnung und auch sie konnte es nur schwer verarbeiten. Vor allem, weil sie die Vergangenheit bis dahin nicht kannte.
Meine eigene Meinung
Wie schon eingangs erwähnt, mochte ich das Buch sehr. Ich finde die bewegende Familiengeschichte sehr spannend, aber auch den Bezug zur Natur. Ich hatte zuvor nicht gewusst, was sich auf Zypern abgespielt hatte. Umso mehr mag ich es, wenn ich noch etwas lernen darf. Elif Shafak hat einen tollen Schreibstill und das sie eingebaut hat, dass der Feigenbaum aus seiner Perspektive erzählen durfte, fand ich sehr raffiniert. Alles in Allem eine absolute Buchempfehlung. Danke an den Kein & Aber Verlag für dieses tolle Rezensionsexemplar.
Rezensionsexemplar/ Auflage 2021/ 496 Seiten/ Kein & Aber Verlag/ Gebundene Ausgabe/ 25,00€
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