Das letzte grüne Tal von Mark Sullivan

Mein erstes Buch in 2022 hat es direkt in sich gehabt. Eine so bewegende und auch schöne Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht. Ich liebe Romane, die einen autobiografischen Touch haben. Wobei hier nicht der Autor selbst das beschriebene erlebt hat, sondern er hat dazu eine Familie befragt und Fakten über einen längeren Zeitpunkt zusammen gesammelt. Ich finde es bemerkenswert, wenn Autoren Fakten recherchieren und über Monate oder Jahre an ihrem Werk arbeiten. Ich würde diese Geduld wahrscheinlich nicht aufbringen, doch das Warten hat sich in dem Fall sehr gelohnt.

Familie Martels Reise ins letzte grüne Tal

Adeline und Emil Martel kommen aus der Ukraine. Unter der Regierung von Stalin erlebten sie bereits bittere Zeiten. Geschichtlich ist bewiesen, dass in der Sowjetunion ein Beschluss gefasst wurde, der das Land Ukraine hat verhungern lassen. Lebensmittel wurden absichtlich zurück gehalten und Bauern mussten alles staatlich abgeben. Dem nicht genug befinden sie sich noch im zweiten Weltkrieg, und die Deutsche Wehrmacht kämpft gegen die Sowjetunion in der östlichen Ländern Polen, Ungarn und der Ukraine. Im Grunde flüchten sie schlussendlich vor der Roten Armee. Die Nazis bieten ihnen eine Sicherheit an, um in den Westen zu ziehen. Adeline und Emils Familie sind laut Stammbaum Deutsche ( mit „reinem“ Blut ) und dürfen daher zurück nach Deutschland kommen, mit dem Ziel das Dritte Reich zu gründen.

Nun beginnt eine beschwerliche Reise durch die Ukraine und Polen. Mitten zwischen den beiden Fronten versucht die Familie im Schutze der Nazis zu fliehen. Mit Ihnen ihre beiden kleinen Söhne Waldemar und Willi. Und Adeline‘s Mutter, sowie Schwester. Und Emil‘s Eltern und seine Schwester. Bepackt mit dem nötigsten reisen sie in der Pferdekutsche Richtung Westen. Was sie zu dem Zeitpunkt noch nicht wissen, sie sollen das neue dritte Reich bilden. Sie werden in Polen in Häuser untergebracht, die vorher Juden gehörten. Sie tragen sogar ihre alten Klamotten. Adeline und Emil fühlen sich schrecklich bei dem Gedanken. Ihr Ziel ist es, so weit wie nur möglich nach Westen zu kommen, um weder von Stalin, noch von Hitler abhängig sein zu müssen. Beide Regierungen bieten nur Angst und Unterdrückung.

Ab Polen wird es nur schlimmer…

Auf dem Weg nach Polen erfährt Emil‘s Schwester einen bösen Unfall, denn sie fällt aus dem Zug und beide Beine müssen amputiert werden. Ein schwerer Schlag für die lebensfrohe Resi. Danach geht die Reise nur noch beschwerlich weiter. Emil trifft auf Sturmbannführer Haussmann, diesem ist er bereits schon einmal begegnet. Und weil Emil sich damals weigerte Juden zu erschießen, hat Herr Haussmann ihn und seine Familie nun im Visier. In Polen dann der große Schlag, Emil wird der Familie entrissen und wird in ein Arbeiterlager weit im Osten der Ukraine zurück gebracht.

Adeline und der Rest der Familie muss alleine weiter gehen. Emil‘s Eltern beschließen zurück in die Ukraine zu gehen, als es hieß, dass der Krieg kurz vor dem Ende stehen würde. Adeline hingegen möchte noch weiter in den Westen, sie hatte es Emil versprochen und er wollte sie finden im Westen. Sie landet schlussendlich in Berlin. Leider im östlichen Teil, wo die Sowjetunion das sagen hat und noch keine Alliierten eingedrungen sind. Wieder wird sie verhört, muss Aussagen über Nachbarn, Freunde und ihren Boss machen. Sie steht unter ständiger Beobachtung. Dem nicht genug, dürfen die sowjetischen Soldaten jeden Samstag deutsche Frauen vergewaltigen. Das erlaubt die Regierung als Wiedergutmachung für den Krieg. Für Adeline beginnt ein Spießrutenlauf.

Der Westen

Ich möchte das Ende natürlich nicht verraten. Nur so viel: die Familie Martel finden den Westen, zumindest der halbe Teil der gesamten Familie. Wie sie dort hin kommen und wer alles dabei sein wird, dass müsst ihr nun selbst erlesen. Es ist auf jeden Fall mit der spannendste Teil des Buches. Mark Sullivan trifft Waldemar und Willi später in den USA und von ihnen erfährt er die ganze Geschichte. Eine tragische Reise, die dennoch auch schöne Momente hatte. Adeline fand ich dabei unglaublich mutig, wie sie es ohne ihren Emil nach Berlin geschafft hat. Auch Emil ist ein bemerkenswerter Charakter in diesem Roman.

Adeline träumte davon, dass sie weit in den Westen flüchten und ein grünes Tal finden. Sie hat ein solches Tal auf einem Foto gesehen und seither ist das ihr persönliches Traumziel. Das Bild strahlt Frieden und Ruhe aus, mehr wünscht sie sich nicht für ihre Familie. In Montana werden sie schlussendlich fündig.

Meine eigene Meinung

Ein wirklich spannendes „Abenteuer“. Bewegen, traurig und manches Mal dennoch wunderschön. Die Liebe zwischen Adeline und Emil bringt einen wunderbaren Touch in die sonst so düstere Geschichte. Mich hat beeindruckt, dass es eine Geschichte auf wahren Begebenheiten ist. Man kennt mittlerweile viele Geschichten aus dem zweiten Weltkrieg, aber jede einzelne ist es Wert erzählt zu werden, um daran zu erinnern wie schlecht die Menschheit sein kann. Schlimm ist nur, dass es nicht nur zu dieser Zeit schlechte Menschen gab, sondern auch heute noch. Wir haben leider nicht sehr viel gelernt. Dieses Buch auf jeden Fall mag ich sehr gerne empfehlen! Ich mag Mark Sullivan und seinen Schreibstil und der Roman ist wirklich sehr spannend. Ein tolles Jahresstart in Sachen Bücher für mich.

Selbst gekauft/ Tinte & Feder Verlag/ Auflage 2021/ 608 Seiten/ 9,99€

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