Tage in Sorrent von Andrea & Dirk Liesemer

Tage in Sorrent erzählt uns eine kleine Geschichte über Friedrich Nietzsche. Nicht alles in dem Buch ist genau so passiert, aber vieles deckt sich mit Aufzeichnungen seiner Zeit aus dem Jahr 1876. Die Autoren haben natürlich ein paar Personen und Beschreibungen fiktiv ergänzt, aber es gibt ein grobes Bild von Friedrich Nietzsche ab. Dazu wurde in diesem Buch das tolle Reiseziel Sorrent in Süditalien wunderbar beschrieben. Dieses Buch macht Lust auf Literatur, Zitronen und Sonne pur.

Eine Reise in den Süden

Friedrich Nietzsche beschließt mit Anfang dreißig in den Süden Italiens zu reisen und die Einladung der Schriftstellerin Malwida von Meysenbug anzunehmen, bei ihr zu wohnen. Zusammen mit dem Philosophen Paul Ree und dem Studenten Albert Brenner wollen die vier eine tolle Zeit im Süden verbringen. Friedrich Nietzsche erhofft sich, dass sich seine Gesundheit bessern kann, bei den warmen Temperaturen. Er leidet an bösen Kopfschmerzen, ich vermute heutzutage würde man Migräne sagen, und an Angstzuständen. Nach seinen „Anfällen“ muss er mehrere Tage im Bett bleiben und es dunkel haben. Im Süden hofft er geheilt zu werden, zumal er auf seinen Job als Professor auch wenig Lust hatte. Und zusammen wollen sie außerdem eine Akademie gründen.

Auch seine Wegbegleiter sind nicht gesund, vor allem der Student Brenner nicht. Er ist viel zu mager und nimmt auch einfach nicht zu. Auch er ist in den Dreißigern. Tatsächlich überrascht mich das jedes Mal auf‘s Neue, wenn ich lese wie früh damals die Menschen schwere Krankheiten hatten. Mir sind solche Tatsachen bereits in mehreren Büchern/Klassikern begegnet, dass man im 19ten Jahrhundert offenbar mit dreißig bereits schwer erkrankt sein konnte. Die Medizin war eben noch nicht so weit. Aber auch hier wirkt ein Friedrich Nietzsche mit Anfang dreißig super gebrechlich und alt, zumal auch das Verhalten sehr altklug wirkt in dem Buch.

In der Zeit in Sorrent und auf der Reise passieren so einige Dinge. Die Herren verlieben sich, müssen los lassen und verpassen teilweise Chancen. Aus der Idee mit der Akademie wird nichts und alles was bleibt, ist ein tolles Jahr in Sorrent. Die Zeit haben sie genossen. Sie haben die Umgebung erkundet, haben gut gegessen, haben jede Menge philosophiert und das Leben genossen. Aber leider konnten die Herren ihre Gesundheit nicht aufpeppeln. Die spannendste Figur war tatsächlich Malwida von Meysenbug. Sie war beträchtlich älter als die drei Jungen und sah sich auch eher als Mutter der drei. Sie hatte das Bedürfnis ihnen zu helfen und fühlte sich ohne den Besuch auch schrecklich Einsam. Sie tat mir irgendwie leid.

Meine eigene Meinung

Ich liebe Bücher aus dem Mare Verlag. Bisher hatte ich immer Glück bei meiner Auswahl. Tage in Sorrent ist eine tolle Geschichte, um sie mit in den Urlaub zu nehmen. Durch die Beschreibungen des italienischen Südens kommt man nicht umhin, sich in die Ferne zu träumen. Friedrich Nietzsche ist eine sehr interessante Persönlichkeit, wenn auch manchmal mit komischen Denkweisen. Er selbst beschrieb sich als „Freigeist“ , was heute nicht immer etwas positives assoziiert. Damals gab es aber viele Männer dieser Sorte. Auch wenn es viel Fiktion war, fand ich es dennoch sehr lesenswert in seine Welt einzutauchen. Danke für das tolle Exemplar an den Mare Verlag.

Rezensionsexemplar/ Mare Verlag/ Auflage 2022/ 254 Seiten/ 23€

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