Ein für mich unerwartetes Buch. Eine Familiengeschichte mit vielen Geheimnissen und mit inneren Wünschen, die zu äußern, sich niemand wagen würde. Das Buch öffnet einem die Augen, dass es gesellschaftlich immer noch so ist, dass viele Menschen lieber schweigen, als offen die eigene Meinung und Wünsche zu vertreten. Die Protagonisten waren alle durch die Bank spannend gestaltet und die verworrene Mutter- Tochter Beziehung war der Mittelpunkt des ganzen Familienchaos. Und natürlich durfte die ein oder andere Lovestory auch nicht fehlen, richtig gut.

Ruth und Maeve
Verworrener könnte eine Mutter – Tochter Beziehung nicht sein. Beide verstehen einander nicht und es kommt immer wieder zu Missverständnissen, weil eine die andere nicht versteht. Maeve war als Kind schwer krank und dadurch eine große Herausforderung für die Eltern. Als Teenie und gesund, möchte Maeve natürlich einiges nachholen und stößt dabei auf erzieherische Grenzen. Ruth hingegen hat die letzten Jahre für Maeve geopfert, was für sie als Mutter selbstverständlich war, daher versteht sie gar nicht die neuen Eigenschaften ihrer Tochter. Während der Krankheit, in den Zeiten im Krankenhaus waren die beiden unzertrennlich.
Als Ruth und ihr Mann Alex ihren alten Studienfreund Stuart einladen, mit ihnen den Sommer zu verbringen, verliebt sich Maeve in den älteren Stuart. Ein Versteckspiel beginnt, denn auch Stuart ist nicht uninteressiert. Jedoch hat Ruth auch ihr eigenes Geheimnis, denn in der Vergangenheit ist am Fluss so einiges passiert. Auch die Ehe zwischen Ruth und Alex läuft nicht besonders gut. Alles läuft in diesem Sommer ein wenig aus dem Ruder.
Stuart
Ein für mich auch spannender Charakter war Stuart. Er war Kriegsfotograf und hat daher einiges erlebt. Mittlerweile arbeitet er nicht mehr im Ausland und an der Front, sondern in der Mode und Immobilien Branche als Fotograf. Besonders gerne fotografiert er diesen Sommer aber Maeve und das am liebsten als Ophelia. Ihre roten Haare passen so gut zu diesem Vorbild. Auch Maeve genießt das Model- Dasein. Stuart ist im Grunde sehr verletzlich und daher wahrscheinlich auch offen für eine Beziehung mit Maeve, denn sie ist unkompliziert und unglaublich verliebt, was ihm gut tut nach der langen Zeit im Krieg.

Meine eigene Meinung
Eine wirklich tolle Geschichte. “Unser letzter Sommer am Fluss” ist wirklich gelungen. Jane Healey hat einen sehr angenehmen Schreibstil. Die Protagonisten gefallen mir richtig gut, vor allem Ruth. Es bleibt bis zum Schluss sehr spannend und die ein oder andere Wendung gefiel mir sehr gut. Ich fand die Liebesgeschichte zwischen Maeve und Stuart sehr befremdlich, aber richtig gut gezeichnet. Mir gefällt, dass dieses Buch unsere Gesellschaft sehr gut spiegelt. Seine eigenen Gefühle verstecken zu müssen steht immer noch auf der Tagesordnung. Gut heraus gearbeitet. Danke an Hanser Verlag für das Rezensionsexemplar. Ich empfehle es sehr gerne weiter.
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