“Die Zehnjahres Pause” von Meg Wolitzer ist mal wieder ein Roman zum nachdenken für mich. Ich beschäftige mich nun schon seit längerem mit dem Frauenbild in unserer Gesellschaft und die Bücher von Meg Wolitzer regen meine Gedanken immer wieder auf’s Neue an. “Die Zehnjahres Pause” habe ich als Rezensionsexemplar aus dem Dumont Buchverlag bekommen und ich freue mich, dass ich Euch nun davon berichten kann.
Zum Inhalt
Vier Freundinnen von Anfang vierzig leben in New York und jede Einzelne von Ihnen hat ihre eigene Geschichte. Alle haben aber eine Sache gemeinsam, sie haben alle ihre Jobs geopfert für die Familie. In den letzten zehn Jahren waren sie Hausfrauen und Mütter und haben dafür den ein oder anderen Traum sausen lassen. Die Hauptprotagonistin ist Amy. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn zusammen und sie wirkt extrem unglücklich. Sie hat ihren Mann in einer Anwaltskanzlei kennen gelernt und der Job hat die beiden immer begleitet. Als sie Mutter wurde, hat sie ihren Job aufgegeben und sich um den Sohn und den Haushalt gekümmert. Es ist im Prinzip eine klassische Geschichte in New York, wo Väter gut bezahlte Jobs haben und die Frauen ihre Freizeit mit Aktivitäten der Schulen etc. verbringen. Nur das es bei Amy so ist, dass ihr Mann gar nicht so gut verdient und sich herausstellt, das ein zweites Gehalt doch schon sehr sinnvoll wäre.
Jill ist die beste Freundin von Amy und das obwohl sie sich immer mehr auseinander leben. Zum Wohle ihrer Tochter Nadia ist Jill mit ihrem Mann und der adoptierten Tochter in einen Vorort von New York gezogen. Doch ohne ihre Freundinnen in der großen Stadt fühlt sich die Mutter zusehens einsam. Ihr Mann geht arbeiten und ihre Tochter Nadia ist irgendwie merkwürdig. Sie haben die kleine aus Russland adoptiert und der Adoptivmutter fehlt anfänglich der Zugang zu dem kleinen Mädchen. Eine Situation, die Jill zusetzt. Im Laufe des Buches lernt Jill aber, wie sie zu dem Mädchen vordringen kann und sie lernt auch, wie man neue Freunde in einem Vorort finden kann. Ihre Geschichte hat für mich eine sehr schöne Wendung genommen.
Roberta ist die dritte Freundin und auch sie hat für Mann und Familie ihre Künstlerkarriere aufgegeben. Sie wollte Künstlerin werden und hat seit der Familiengründung aber kein Bild mehr zu Stande gebracht. Trotz Atelier im eigenen Haus und der Unterstützung ihres Mannes hat sie nie wieder gemalt. Sie beschäftigt sich neben der Familie mit einer Hilfsorganisation, die jungen Mädchen beim abtreiben hilft. Dabei trifft Roberta auf Brandy. Sie ist ein junges Mädchen, die auch ihren Traum als Künstlerin leben möchte. Roberta verspricht dem Mädchen ihr zu helfen und in New York Fuß zu fassen. Sie enttäuscht das Mädchen aber und ich glaube sie tat es aus Eifersucht. Sie konnte nicht mit erleben, dass dieses Mädchen ihren eigenen Traum leben würde…aber das ist nur meine Meinung.
Die letzte Freundin ist Karen. Sie ist ein absoluter Zahlenmensch und lebt glücklich mit ihrem Mann und ihren Zwillingen zusammen. Ich muss gestehen, dass Karen die einzige in diesem Bunde ist, der ich dieses Familienleben abkaufe. Sie wirkt als einzige glücklich auf mich. Die Entscheidung für Mann und Kinder da zu sein ist bei ihr, in meinen Augen, aus reinem Herzen getroffen worden. Sie geht zwar regelmäßig zu Vorstellungsgesprächen, wo sie aber nie einen Job annimmt, und ich glaube sie macht das nur aus Spaß um ihren Marktwert zwischendurch zu testen. Ihr reicht das Gefühl zu wissen, dass sie immer wieder zurück in den Job gehen könnte als Bestätigung.
Meine Meinung zum Buch
Ich muss gestehen, dass ich diese Frauen teilweise nicht verstanden habe. Muss man denn immer seine Träume aufgeben, nur weil man heiratet und Kinder bekommt?! Ich fand die einzelnen Frauen teilweise viel zu sehr Klischee aus den oberen New Yorker Kreisen. Jeden Morgen treffen sich die Frauen in einem Café während die Kinder in der Schule sind und versuchen so ihre Zeit tot zu schlagen. Ich persönlich bin der Meinung, dass man sich niemals selbst aufgeben sollte, nur weil man eine Beziehung eingeht. Ich hatte das Gefühl, dass der Titel “Die Zehnjahres Pause” genau treffend formuliert war, denn die Frauen haben zehn Jahre Pause von ihrem Ich genommen. Sie haben sich selbst die letzten zehn Jahre aus den Augen verloren und das finde ich nicht richtig. Ich denke man kann Ehefrau und Mutter sein ohne sich selbst zu verlieren. Und besonders Amy fand ich in diesem Buch sehr anstrengend, denn sie hat sich mehr für andere Leben interessiert, als für ihr eigenes und sie hat darüber hinaus noch nicht einmal gemerkt, dass eine ihrer Freundinnen einsam geworden ist und eine Freundin gebraucht hätte.
Mein Fazit
Ich kann dieses Buch, genau wie viele andere von Meg Wolitzer jedem empfehlen. Es öffnet einem die Augen und lässt zu, dass man sich selbst reflektieren kann. Gerade in “Die Zehnjahres Pause” kann man sich selbst mit Sicherheit in einer der Frauen wieder finden und man beginnt zu überlegen, wie man selbst handeln würde. Ich mag die lockere Art von Meg Wolitzer mit diesem Thema umzugehen. Danke an den Dumont Buchverlag für das Leseexemplar an der Stelle.
Rezensionsexemplar/ Dumont Buchverlag/ Auflage 2019/ 416 Seiten/ 22,00€
Ein sehr interessantes Buch. Ich habe gelesen und empfehle !!!