Die Buchhändlerin von Ines Thorn spielt zum Ende des zweiten Weltkrieges in Frankfurt. Wir dürfen die Protagonistin Christa bis 1949 begleiten auf ihrem Weg zu einer gestandenen jungen Frau, die mit den Folgen des Krieges einige Stolpersteine erleben muss. Besonders stark kommt heraus, dass wir Frauen zu dieser Zeit noch sehr zweitrangig waren und wie schwer es Frauen nach Ende des Krieges tatsächlich hatten. Ines Thorn umfasst kritische Themen wie Feminismus, aber auch die Liebe zwischen zwei Männern oder dem restlichen Nazi Dasein. Umstrittene Themen bis heute, eingefasst in einer wunderbaren Geschichte über die Auferstehung der Literatur in Deutschland.

Zum Inhalt
Christa ist selbst noch Teenager, als sie selbst erwachsen werden muss. Der Krieg ist gerade erst vorbei und die Amerikaner ziehen in Frankfurt ein. Das hat zwar viele Vorteile, bringt aber auch Gefahren mit sich. Gerade die amerikanischen Soldaten nutzen die Not der ein oder anderen deutschen Frau schamlos aus. Christa lebt zusammen mit ihrem Onkel Martin und ihrer Mutter Helene. Martin ist Buchhändler und führt einen eigenen Laden. Christa‘s Vater wird seit Jahren vermisst und Helene muss sich alleine durchschlagen. Kurz vor Ende des Krieges hatte Martin sein Schaufenster neu dekoriert, leider nicht mit Literatur die von den Nazis geduldet wird. Er wurde von seinem Nachbarn Herr Klein verraten und die Nazis kamen und steckten ihn in ein KZ. Nun war es an Christa die Buchhandlung zu führen.
Nach dem Ende des Krieges kehrt Martin verändert zurück und Christa versucht ein Studium zu starten. Ein jeder in der Geschichte versucht nach dem Krieg sein Leben ein wenig zu ändern. Den einen gelingt es und die anderen kommen wieder in Gefahr. Eines Tages begegnet Christa Heinz. Einem kleinen Jungen, der auf der Straße lebt und seine Eltern im Krieg verloren hat. Christa kümmert sich um ihn und verschafft ihm ein zu Hause bei sich. Doch sicher ist Heinz dadurch noch lange nicht und auch Christa muss in Zukunft noch mehr von sich selbst opfern, als ihr lieb ist.
Martin, so stellt sich heraus, ist schwul und dieses galt zu damaligen Zeiten noch als Verbrechen. So kam es nicht in Frage, dass er als Adoptivvater für Heinz eingesetzt werden kann. Außerdem landet Martin durch einen groben Fehler im Gefängnis. Nun ist wieder an Christa die Dinge zu regeln. Anstatt studieren zu gehen muss sie die Buchhandlung schmeißen und muss einen Mann heiraten, den sie nicht liebt, um Heinz zu schützen.

Meine Meinung
Die Buchhändlerin ist ein Buch über eine starke, junge Frau, die versucht ihren eigenen Weg in einem chaotischen Land nach dem Krieg zu finden. Christa ist eine herzliche Person, die sich immer für andere aufopfern würde. Doch auch sie selbst ist wichtig und manchmal vergisst ihre Umwelt das leider. Ines Thorn schafft einen emotionalen Roman mit vielen interessanten Protagonisten. Ich mochte die Geschichte sehr und freue mich schon jetzt auf Teil 2. Ich hoffe das Christa ihren eigenen Weg finden wird und das auch sie irgendwann glücklich sein darf. Es ist immer wieder erstaunlich, wie sehr man mit Protagonisten mitfühlen kann. So was schaffen nicht alle Autoren*innen.
Selbst gekauft/ Rowohlt Polaris Verlag/ Broschierte Auflage/ Taschenbuch 2021/ 336 Seiten/ 16€

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