Wenn ich wiederkomme von Marco Balzano

Wenn ich wiederkomme“ ist ein Roman, der ans Herz geht. Erzählt mit viel Einfachheit und dennoch wahrem Tiefgang. Marco Balzano schafft es einen Schwachpunkt der Menschheit sehr poetisch darzustellen und gibt seinen Protagonisten eine Stimme in seinem Buch. Er greift in „Wenn ich wiederkomme“ ein sehr kritisches Thema in Osteuropa auf und verschafft uns einen Einblick in eine andere Welt. Fernab von Wohlstand und Pflege.

Die Familie

Daniela lebt mit ihren beiden Kindern und ihrem Ehemann in einem kleinen Städtchen in Rumänien. Sie haben ein kleines, baufälliges Haus mit Garten und die Großeltern direkt im Nebengebäude. Klingt erst einmal nicht schlecht, aber die Bedingungen sind nicht so einfach. Während Daniela sich um die Kinder und den Haushalt gekümmert hat, hat ihr Mann das Geld rein gebracht. Doch durch seine ständige Trunkenheit verliert er seine Arbeit. Eine neue Arbeit zu finden, ist aber nicht leicht. In Rumänien gibt es wenig Arbeit und in dem kleinen Städtchen sowieso nicht. Auch zu Hause lässt er seine Frau mehr und mehr im Stich, sodass sie eine folgenreiche Entscheidung treffen muss.

Sie entscheidet sich dafür ihre Kinder Manuel und Angelica mit dem Vater zurück zu lassen und alleine nach Mailand zu gehen, um Arbeit zu finden. In Mailand werden Frauen gesucht, um Alte Menschen oder Kinder zu pflegen. Generell war es in Westeuropa normal, sich Frauen aus dem Osten für solche Arbeiten zu bestellen. Eine traurige Version unserer Generation. Die Mailänder in diesem Buch sind nicht dazu in der Lage sich um ihre eigene Familie zu kümmern und lassen es lieber von diesen armen Frauen machen. Sie nutzen aus, dass diese Frauen meist keine Wahl haben.

Manuel und Angelica

Die beiden Kinder verstehen nicht, warum die Mutter gegangen ist. Doch der Vater scheint sich für den Moment zu ändern. Er repariert Dinge am Haus und erhofft sich so, dass seine Frau wieder kommt. Doch sie schickt nur Geld zu ihnen nach Hause und arbeitet weiter in der großen Stadt. Neid kommt auf, doch nur weil sie alle drei nicht wissen, wie hart Daniela dort arbeiten und leben muss. Gerade der junge Manuel kann das alles nicht verstehen. Er liebt seine Mutter und braucht sie. Er fühlt sich verloren.

Angelica zieht aus um zu studieren und Manuel flüchtet sich zu seinem Großvater in den Garten. Als der Vater eines Tages auch los zieht, um arbeiten zu gehen, kümmern sich die Großeltern um Manuel. Für ihn ist klar, dass er einen Landwirtschaftlichen Beruf ausüben will, der Garten bereitet ihm Freude. Sehr zum Leid seiner Mutter, denn sie schickt extra Geld für seine Schulbildung. Als eines Tages dann der Opa stirbt, bricht für Manuel eine Welt zusammen. Er fühlt sich allein gelassen. Bei einer riskanten Autofahrt baut er einen Unfall und muss ins Koma versetzt werden. Erst da kommt Daniela zurück. Eine schwierige Zeit beginnt. Auch der Vater kehrt für einen kurzen Besuch zurück. Ob die Familie wieder zusammen finden wird ist unklar, doch die Mutter ist erst einmal wieder da und Manuel kann in Ruhe gesund werden.

Meine eigene Meinung

Eine tragische Familiengeschichte mit einem kleinen Happy End. Daniela tut mir sehr leid. Sie spiegelt das Leben von vielen Frauen wieder, die für ihre Familie alles tun würden. Ich möchte nicht wieder auf die Geschlechterfrage hinaus, doch auch bei solchen Geschichten merkt man wieder, dass die Frauen dieser Welt so viel mehr Courage haben wie manch ein Mann. Eigentlich haben wir schon immer die Familien zusammen gehalten. Marco Balzano hat für mich also eine tolle, wahre Geschichte geschrieben. Auch wenn es keine echt Daniela gibt, dennoch gibt es Frauen, die genau so etwas erlebt haben. Ich finde es toll, dass er diesen Frauen mit diesem Buch eine Stimme gegeben hat. Große Leseempfehlung an der Stelle von mir und Danke an den Diogenes Verlag für dieses wunderbare Exemplar.

Rezensionsexemplar/ Diogenes Verlag/ Gebundene Auflage/ 2021/ 312 Seiten/ 22,00€

2 Kommentare zu „Wenn ich wiederkomme von Marco Balzano

Gib deinen ab

  1. Das Buch klingt sehr ansprechend. Gerade die Geschichte um Daniela finde ich interessant und ich würde mir wünschen, dass mehr Bücher über osteuropäische Arbeitsmigration veröffentlicht würden; gerade im Zusammenhang mit dem Brexit sah man ja sofort die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die ohne diese Arbeitskräfte entstehen – vom Pflegesystem ganz zu schweigen.
    Ich hatte allerdings beim Lesen deiner Rezension den Eindruck, dass die Geschichte um Manuel (insbesondere der Autounfall, um eine Wiedervereinigung der Familie herbeizuführen) die Geschichte – für mich persönlich – etwas überfrachtet.

    Beste Grüße
    Jana

    1. Ich fand das Thema auch sehr spannend. Ich finde es immer super schwierig einem Buch in einer Rezension gerecht zu werden. Deswegen versuche ich auch nicht alles an Info zu verwenden, der Leser soll das Buch ja noch lesen. Aber zumeist muss man Infos einfließen lassen, welche das überlagern können. Beide Teile in diesem Buch finde ich wichtig und Manuel ist keine unwichtige Komponente in diesem Roman. Danke für dein Feedback ☺️

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