Ein unfassbar ergreifendes Buch habe ich hier gelesen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass dieses Buch mich so sehr einfangen wird. Lana Lux zeigt eine Geschichte über eine tragische Wahrheit, denn Fälle wie diese von Samira gibt es leider heute noch. Jeder der das liest, sollte nicht zart besaitet sein. Die Geschichte spielt in der Ukraine in den 90er Jahre. Die Ukraine ist gerade erst selbstständig geworden, nach einer langen Zeit unter den Fängen der Sowjetunion. Es gibt viele Menschen die zu der Zeit immer noch der Armutsgrenze leben und bettelnde Kinder sind immer noch Normalität.

Samira – Kukolka
Samira lebt in einem Waisenhaus, ihre Eltern kennt sie nicht. Sie hat weniger Freundinnen, weil alle sie für eine Zigeunerin halten, weil sie so ein dunkler Typ ist. Eines Tages lernt sie Marina kennen und freundet sich mir ihr an. Die beiden sind unzertrennlich, bis Marina eines Tages adoptiert wird. Sie wird zu einer Familie nach Deutschland gebracht. Von da an hat Samira den Traum nach Deutschland zu gehen. Sie versucht aus dem Waisenhaus abzuhauen und mit dem Bus nach Deutschland zu fliehen. Aber leider hat sie nicht genug Geld und weiter als bis zum Bahnhof kommt sie nicht. Als sie dort zu betteln beginnt trifft sie auf Rocky. Er wirkt besorgt um sie und bietet ihr an, ihr ein zu Hause zu geben. Dafür muss sie nur eine Arbeit verrichten. Sie vertraut ihm, man muss dazu sagen Samira ist super naiv und ist durch fehlende Erziehung und Erfahrungen auch sehr dumm in diesem Moment. Rocky bringt sie in ein Haus wo mehrere Kinder verschiedenen Alters leben. Sie haben keine Heizung und auch kein warmes Wasser, aber ein Dach über dem Kopf. Die Kinder haben verschieden Aufgaben im Haus und drum herum. Einige müssen betteln, andere müssen klauen und ein besonderes Mädchen muss putzen und Rocky Freude machen. Samira ( von Rocky wird sie Kukolka genannt ) muss betteln gehen, weil sie noch so jung ist und viele sie süß finden und viel geben. Es wirkt auf den Leser erst einmal alles relativ harmlos, denn Rocky bietet den Kindern irgendwie ein zu Hause. Doch bei näherer Betrachtung merkt man, dass es sich einfach um klassische Kinderarbeit handelt und die Kinder ausgenutzt werden. Es geschehen einige schlimme Dinge und für Samira ist die Kindheit eindeutig vorbei.

Samira kann sehr gut singen und beginnt eines Tages am Bahnhof zu singen und damit Geld zu verdienen. Ihr begegnet eines Tages ein in ihren Augen wunderbarer Mann über den Weg. Er mag ihren Gesang und macht ihr Komplimente und kauft ihr Essen. Dina wirkt sehr freundlich auf Samira. Sie beginnt sich in ihm zu verlieben, obwohl er fast doppelt so alt ist wie sie. Er schmiert ihr Honig um den Mund und möchte sie angeblich aus den Fängen von Rocky befreien. Im ersten Moment glaubt man diesem netten Mann, selbst als Leser. Doch auch Dina möchte die arme Samira nur ausnutzen. Er nimmt sie mit nach Hause und sperrt sie ein. Er kauft ihr jede Menge neue Kleidung und lässt sie waschen, schminken und frisieren. Er gibt ihr Essen ohne Ende und gaukelt ihr das Schlaraffenland vor. Irgendwann aber muss Samira mit auf Party gehen, wo sie nett für fremde Männer singen soll und wo fremde Männer sie anfassen dürfen. Samira merkt ihren Untergang nicht, denn sie ist verliebt in Dima. Und außerdem hat er ihr versprochen sie nach Deutschland zu bringen, was ja nun ihr Traum war. Sie wollte Marina wieder sehen. Nach Deutschland kommt sie auch eines Tages, aber dort wird alles noch viel, viel schlimmer…
Meine eigene Meinung
Puh… ich war beeindruckt und geschockt zu gleich. Ganz, ganz hartes Buch in meinen Augen. Aber auch ein Buch was einem die Augen öffnet, denn wie gesagt, so etwas gibt es in Wirklichkeit immer noch. Und das es solche Geschichten in der heutigen Zeit noch gibt, ist einfach eine Katastrophe. Lana Lux hat einen unverschämten Schreibstil und beschreibt die noch so schlimme Misshandlung voll aus. Als Leser fällt einem dieses Buch eindeutig schwer, aber ich finde es dennoch äußerst lesenswert. Ich kann es empfehlen, aber es wirkt noch sehr lange nach. Und ob es ein Happy End gibt, dass werde ich natürlich nicht verraten. Das muss jeder selbst raus finden, aber eines kann ich sagen, man wünscht sich so sehr ein Happy End für diese Protagonistin. Schlimm fand ich auch, dass man oft dachte: „Wieso macht sie das jetzt? Wieso ist sie so naiv?“ , aber sie hatte nun nichts gelernt. Keinen Zugang zu Bildung und keine Erziehung. Keiner hat ihr beigebracht, was gut und was schlecht ist. Samira hat einfach in jedem Menschen das Gute gesehen, was die Protagonistin auch einfach so liebevoll machte. Man wollte sie beschützen und ihr ein zu Hause geben.
Selbst gekauft/ Aufbau Verlag/ Auflage 2019/ Taschenbuch/ 12,00€/ 375 Seiten
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