Nach dem Debüt „Junge mit schwarzem Hahn“, welchen ich bereits super fand, folgt nun „ Schlangen im Garten“ von Stefanie vor Schulte welches im Diogenes Verlag erschienen ist. Die Autorin hat für mich einen einzigartigen Schreibstil, etwas, was ich schon lange nicht mehr so gelesen habe. Skurril und verwirrend manchmal, aber unbeschreiblich großartig.
„Oft hat Adam den Eindruck, Opfer eines immerwährenden Anschlussfehlers zu sein. Wo er eben noch Schnürsenkel an seinen Schuhen bindet, aber im nächsten Moment barfuß steht. Eben eine blaue Hose trägt, aber kaum in einem anderen Raum, scheint die Hose rot oder grün.“

Familie Mohn
Adam hat seine Frau verloren. Micha, Linne und Steve haben ihre Mutter verloren. Mit dem Schmerz können sie alle nicht so richtig umgehen. Sie wollen nicht vergessen. Jedes einzelne Familienmitglied geht anders mit dieser Art von Trauer um, aber keiner von Ihnen kann es alleine überwinden. Doch zusammen funktionieren sie noch viel weniger. Das Traueramt hat aber eine ganz klare Meinung zu dieser skurrilen Familie und auch die Nachbarn teilen diese – die Familie muss nach vorne schauen und sich wieder normal verhalten. Das Traueramt schickt dazu einen Sachbearbeiter raus ( B. Ginster ), er soll das Familienleben prüfen. Jedoch schlägt er über die Strenge und wird zum regelrechten Stalker.
Auf ihrem Weg zur neuen Selbstfindung vollziehen die Mohns diverse Rituale. Unter anderem trauen sie sich nicht die alten Notizbücher von Johanne zu lesen, stattdessen essen sie die Seiten auf. Jede einzelne und kochen sogar richtige Menü‘s daraus. Ziemlich strange, wenn ihr mich fragt. Aber jede verarbeitet Trauer eben anders. Im Laufe der Geschichte in dem Buch begegnen die Mohns verschiedenen Personen, auch hier einer verrückter wie der andere. Alle haben eine Geschichte über Johanne zu erzählen, ob diese wahr sind oder nicht, dass weiß keiner. Dennoch hat mich besonders die Erzählung der obdachlosen Bille extrem emotional abgeholt.
Während des halbwegs täglichen Ablaufs begegnen die Kinder auf unterschiedliche Weise jeder einer Schlange. Der Buchtitel spricht auch von einer Schlange, so ganz kann ich nicht deuten, was die Autorin uns damit sagen möchte. Im alten Griechenland galt die Schlange wohl als Beschützerin der Unterwelt, also auch irgendwie der Toten denke ich. Vielleicht ist diese der Zusammenhang zu dieser Geschichte, wer weiß?! Meistens taucht aber auch Ginster im selben Zusammenhang auf, also so was wie „miese Schlange“ könnte es auch sein.

Meine eigene Meinung
Ich möchte gar nicht mehr zum Inhalt verraten, denn ihr sollt das Buch schließlich auch selbst lesen. Ich kann nur sagen, zum Ende des Buches wird es richtig skurril und die Verbindung von Fiktion und Realität geht verloren, man weiß als Leser nicht, was ist wahr und was nicht. Großartig geschrieben, ich mag sowas. Ein bisschen erinnert es mich an Murakami, bei ihm verschwimmen Fiktion und Wirklichkeit auch sehr oft. Stefanie vor Schulte hat in meinen Augen ein Riesen Talent. Dieser Schreibstil und es dann doch schaffen den Leser/in emotional abzuholen – großes Kino! Ich bedanke mich sehr bei dem Diogenes Verlag für dieses tolle Rezensionsexemplar. Ich möchte diese Autorin wirklich wärmstens empfehlen.

Rezensionsexemplar/ Diogenes Verlag/ Gebundene Ausgabe/ Auflage 2022/ 240 Seiten/ 24,00€
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