Ein Lied vom Ende der Welt – Erica Ferencik

Manchmal erwischt man einen Geheimtipp. “Ein Lied von Ende der Welt” ist so ein Fall. Beim Stöbern durch das Bloggerportal von Randomhouse habe ich dieses Buch entdeckt. Das Cover hatte mich sofort angesprochen. Mich fasziniert die Antarktis, Alaska, Grönland und alles was kalt ist. Und eine Geschichte über ein kleines Mädchen, welches im Eis eingefroren war, und dann wieder zum Leben erwacht, dass klang einfach unglaublich spannend für mich.

Arktis

Valerie ist ein eher zurück gezogener Mensch. Sie kann seit dem Verlust ihres geliebten Bruders nur selten aus ihrer Haut gehen. Sie lebt alleine und ist absolut risikoscheu. Doch ein Anruf ändert alles. Wyatt, ein Forschungskollege ihres Bruders, meldet sich bei ihr, weil er ihre Hilfe benötigt. In der Arktis! Er hat ein kleines Mädchen im Eis gefunden, wahrscheinlich mehrere tausend Jahre alt und sie soll ihm helfen, ihre Sprache zu verstehen. Valerie ist Linguistin. Sie versteht sich mit Sprachen und kann vor allem grönländische und die alten Sprachen aus Alaska und der Antarktis. Er hat die Hoffnung, dass Valerie auch die komische Sprache des Mädchens begreifen kann. Er braucht sie für seine Forschung.

Valerie begibt sich also mutig auf die Reise in die Arktis. Sie ahnt allerdings nicht, welche Überraschungen auf sie warten und welche Geheimnisse sie neben dem Mädchen noch lüften wird. Ihre Reise ist nicht leicht für sie, denn ihr Bruder ist in dieser Forschungseinrichtung gestorben. Angeblich an Selbstmord. Ihr Bruder war mit Leidenschaft an der Forschung in der Arktis beteiligt, weil er das Weltklima begreifen wollte. Er hatte verstanden, was wir auf diesem Planeten alles falsch machen und gerade in der Arktis kann man dieses Geschehen am besten verstehen. Ihm lag die Last der ganzen Welt auf den Schultern und man behauptete, dass er deshalb Selbstmord begangen hatte. Er wollte sich angeblich befreien von seiner Last, jedem auf dieser Welt helfen zu wollen.

Wyatt der Leiter der Forschungseinrichtung ist ein sehr merkwürdiger Typ, Er wirkt von Anfang an eher schlecht gelaunt und unausgeglichen und seine Forschung wird auch nicht mehr anerkannt. Er ist gereizt und gerade in dem Umgang mit dem kleinen Mädchen sehr fordernd. Er erhofft sich einen Durchbruch in der Forschung. Doch die kleine Najaa möchte nicht mit ihm sprechen. Sie möchte auch nicht essen und auch nicht baden. Sie wirkt verwahrlost und unsauber. Wenn man bedenkt aus welcher Zeit sie stammen mag, auch nicht verwunderlich. Vieles der heutigen Zeit ist ihr fremd und Valerie hat jede Menge zu tun. Doch ihre Sprache versteht sie nicht. Dennoch gewinnt Valerie das Vertrauen von Najaa.

Selbst wenn wir morgen aus den fossilen Brennstoffen aussteigen, was wir nicht tun, wenn wir alles reparieren, was kaputt ist, was wir nicht können, bleibt ein Problem unverändert: Keiner kann die menschliche Natur reparieren. Wir sind von Natur aus gierig, selbstsüchtig, dumm, so verdammt dumm und kurzsichtig. Und genau das wird uns alle umbringen….”

Valerie und Najaa

Zwischen Valerie und Najaa entwickelt sich eine tiefe Verbundenheit. Najaa ist alleine, ihre gesamte Familie ist im Eis gestorben. Nur sie hat anscheinend überlebt. Den Grund dafür möchte Wyatt heraus finden. Er und sein Forschungsteam kommen der Sache auch Nahe, aber schlussendlich kann Valerie alle Geheimnisse lüften. Neben den Hauptprotagonisten sind auch die Nebendarsteller sehr spannend gezeichnet. Insgesamt eine ausführliche Zeichnung einer kalten Welt mit ihren Menschen darin. Doch am schönsten ist die Beziehung zwischen Valerie und Najaa. Man freut sich mit Valerie, denn sie hat es verdient die Wahrheit zu finden und danach ein mutigeres Leben zu führen. Auch die Zukunft von Najaa ist wichtig, denn das Mädchen lebt nun mal, also muss man auch eine Zukunft für das Kind planen. Valerie ist da eine große Unterstützung.

Meine eigene Meinung

Ich möchte nicht zu viel verraten, deshalb bleibe ich in meiner Beschreibung sehr vage. Ihr sollt das Buch ja schließlich noch lesen wollen. Natürlich passiert neben der Forschungsarbeit noch sehr viel spannenderes. Wyatt ist wie gesagt unberechenbar und die dunklen Geheimnisse im Eis werden alle gelüftet. Valerie durchlebt die Hölle, doch vielleicht wird am Ende alles wieder gut. Das Buch ist mitreißend und gut recherchiert. Die Autorin Erica Ferencik hat sich mit der Arktis beschäftigt und auch mit dem geschichtlichen Hintergrund und den Sprachen. Dieses Wissen ist in eine spannende Geschichte verpackt worden. Das Ende hat mir ehrlich gesagt nicht ganz so gut gefallen, dass war mir zu einfach und unaufgeregt. Irgendwie auch unglaubwürdig. Aber ansonsten mochte ich das Buch sehr und kann es empfehlen. Vor allem, wenn man die eisigen Landschaften dieser Erde mag und mehr erfahren möchte. Faszinierend finde ich auch, dass die Autorin selbst in die Arktis reist, um dieses Buch noch besser umsetzen zu können. Ihre Erfahrungen dazu sind wunderbar und ihr Einsatz für diese Geschichte umso mehr. Wirklich beeindruckend.

Rezensionsexemplar / Randomhouse Bloggerportal / Gebundene Ausgabe / Ausgabe 2022 / 384 Seiten / 24,00 €

2 Kommentare zu „Ein Lied vom Ende der Welt – Erica Ferencik

Gib deinen ab

  1. Das Buch hatte ich bislang gar nicht auf dem Schirm. Ich mag Bücher aus der/über die Arktis sehr gern; der Verlag Lenos Polar hat da immer tolle Werke. Das Buch hier kommt definitiv auf die Wunschliste! Viele Grüße, Jana

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