Ein Buch über Freundschaft, Verlust und ein spannendes Abenteuer. Rachel Joyce ist eine großartige Autorin, die es schafft, sich in die Charaktere hinein zu versetzen. So auch in Miss Bensons Reise. Ich habe mich so sehr in die Protagonisten versetzen können, das ich bald glaubte, ich würde diese Reise selbst antreten.
Miss Benson
Margery Benson lebt zurückgezogen in London und arbeitet als Lehrerin. Sie hat sehr früh ihren Vater und ihre beiden Brüder auf tragische Weise verloren. Als die Mutter stirbt, wächst Margery dann bei ihren Tanten auf. Eines Tages ist sie ganz alleine und einen wirklichen Freundeskreis hat sie leider auch nicht. Margery wirkt zu Anfang langweilig und unsympathisch. Sie ist über die Jahre zu einer einsamen Frau ohne Perspektive geworden. Eines Tages jedoch zeichnen ihre Schüler ein Bild von ihr, welches sie in Schrecken versetzt und bei ihr im Kopf einen Schalter umlegt. Sie möchte diese Person nicht mehr sein, sie möchte ihre alten Träume verwirklichen. Denn eigentlich ist Margery Benson ein Käfer Fan, dieses hat sie von ihrem Vater in die Wiege gelegt bekommen. Als Kind hat sie oft die Geschichten ihres Vaters über die Käfer verfolgt und sie hatte schon damals nur ein Ziel. Sie wollte den goldenen Käfer von Neukaledonien finden. Neukaledonien ist eine kleine Insel in der Nähe von Australien und bedeutete für Margery eine kleine Weltreise. Doch sie wollte unbedingt diesen Käfer finden und zum Museum of Natural History bringen. Ich denke sie wollte das Erbe ihres geliebten Vaters vervollständigen und ihre Aufgabe erfüllen. Erst durch den Fund des Käfers könnte sie vielleicht mit dem Verlust ihres Vaters abschließen und ein neues Kapitel starten.
Enid Pretty
Um diese große Reise nicht alleine antreten zu müssen, suchte sich Margery eine Assistentin. Enid Pretty scheint auf den ersten Blick die falsche Person zu sein, jedoch ist sie die einzige, auf die Verlass zu sein scheint. Also begibt sich die quirlige, bunte Enid mit auf die große Reise. Enid und Margery könnten nicht unterschiedlicher sein. Enid ist jünger, bunter und freizügiger als Margery. Sie wirkt im Gegensatz zu ihr nicht so langweilig. Bereits zu Anfang wird klar, dass diese Reisebegleitung eine ganz andere Schärfe in diese Geschichte bringen wird. Denn Enid hat auch ein kleines Geheimnis, welches Margery aber nicht kennt. Es beginnt eine spannende Reise mit dem Schiff über den Ozean und eine Suche nach dem goldenen Käfer. Doch sie sind auch nicht alleine auf dem Weg nach Neukaledonien. Ein entfernter Bekannter von Margery reist ihnen hinterher und bringt ein paar Hürden in die Geschichte mit ein. Und auch auf Neukaledonien sind nicht alle Menschen auf ihrer Seite.
Freundschaft & Vertrauen
Ich finde dieses Buch vermittelt eine ganz besondere Botschaft von Freundschaft. Denn auch wenn die beiden Frauen zu Anfang sehr unterschiedlich sind, so finden sie doch zusammen. Sie verstehen, dass die Optik manchmal nichts damit zu tun hat, ob man nun zusammen passt oder auch nicht. Selbst die dunkelsten Geheimnisse der jeweiligen Anderen kann diese neugewonnene Freundschaft nicht erschüttern. Die Vergangenheit der Menschen ist es, die diese Geschichte prägen und die bei den beiden Frauen zu Vertrauen führt. Auch wenn deren Freundschaft jede Menge Hürden erfährt und auch nicht alles ein gutes Ende nimmt, so hilft es doch wenigstens, dass beide Frauen am Ende glücklich sein durften. Margery zumindest hat aus ihrem Loch heraus gefunden und kann ein neues Leben leben und vieles davon hat sie Enid zu verdanken.
Meine eigene Meinung
Ich könnte Euch noch mehr über diese Geschichte erzählen, aber das würde zu viel verraten. Ich bin immer versucht alles noch einmal nach zu erzählen, vor allem wenn mir ein Buch so gut gefällt wie dieses. Miss Benons Reise ist irgendwie ein besonderes Buch. Ich finde zum Jahresstart ist das schon mal ein echter guter Anfang und ich möchte gerne noch mehr von Rachel Joyce lesen. Sie transportiert ganz wunderbar die Gefühle ihrer Protagonisten und nimmt den Leser mit auf diese spannende Reise. Ich bewundere auch die Hauptprotagonistin für ihren Mut eines Tages doch diese Reise anzutreten. Ich weiß nicht, ob ich diesen Mut gehabt hätte. Bücher über kluge und mutige Frauen mag ich ja sowieso schon sehr gerne. Ich danke dem S.Fischer Verlag, dass ich dieses Buch lesen durfte und ich kann es nur wärmstens empfehlen. Gerade jetzt in der Lockdown Zeit verhilft dieses Buch zu einem kleinen Abenteuer.
S.Fischer Verlag / Gebundene Ausgabe / Auflage 2020 / 479 Seiten / 20,00€
Das hört sich nach einem wunderbaren Buch an. Aber was ich auch sagen muss: Oh mein Gott, was für ein wunderschönes Cover! 😲😍
Das Cover ist toll, das stimmt ☺️