Der süße Wahn von Patricia Highsmith

Der Roman „Der süße Wahn“ ist ein mitreißender Fluss an Irritationen und einer verschwindenden Grenze zwischen Realität und Einbildung es Hauptprotagonisten. Patricia Highsmith versteht wirklich gut, wie man seine Leser bei Laune hält. Auch wenn das Buch in der Mitte ein wenig Spannung verliert und Längen bekommt, so kann man dennoch nicht einfach aufhören zu lesen, weil man wissen muss wie es endet. 

….”natürlich habe ich nicht ernsthaft geglaubt, dass du mit mir in diesem Haus lebst. Aber manche Menschen flüchten sich in Alkohol, andere in ich-weiß-nicht-was, und ich habe es eben auf diese Art versucht…”

Eine verworrene Geschichte über krankhafte Liebe

David Kelsey ist ein alleinstehender Mitdreißiger, der in einem kleinen Zimmer in einem Wohnheim lebt und seiner täglichen Arbeit als Chemiker nachgeht. In Amerika ist üblich, dass man sich einzelne Zimmer mieten kann, wenn man nicht genug für eine Wohnung verdiente. Er wirkt ein wenig zerstreut zu Anfang und in seiner Liebe zu Anabelle gefangen. Er ist fast krankhaft verliebt und erfindet ein Leben, welches er gar nicht mehr führt. Ich finde die Geschichte unglaublich undurchsichtig. Die Grenze zwischen Realität und Fiktion ist verschwindend gering und man muss mehrfach überlegen, was man nun glauben kann und was nicht. David schreibt Anabelle fast täglich Briefe und beteuert ihr seine Liebe und wie gerne er mit ihr zusammen leben möchte. Das Ganze sehr zum Leidwesen von ihrem jetzigen Ehemann, denn der findet die Liebesbriefe von David alles andere als witzig. David wirkt krankhaft und verbissen. Mir persönlich hätten diese Briefe eher Angst eingejagt.

Neben David gibt es noch eine Bekannte von ihm, Effie Brennan. Auch diese Person ist äußerst suspekt. Sie ist wiederrum krankhaft in David verliebt und belügt sogar für ihn die Polizei. David führt ein Doppelleben und bewohnt am Wochenende ein Haus in einer anderen Stadt. Dort hat er sich unter falschem Namen eingemietet und glaubt, dass er dort eines Tages mit seiner Anabelle leben wird. Sie ist allerdings schon längt mit einem anderen Mann verheiratet und hat ein Kind bekommen. Mit seiner zweiten Identität “Mr. Neumeister” baut er sich ein Parallelleben auf. Seinen “Freunden” im Wohnheim erzählt er, dass er am Wochenende seine kranke Mutter im Pflegeheim besucht. Seine Mutter ist allerdings schon längst tot.

Die Geschichte gewinnt an Fahrt, als David aus Notwehr heraus den Mann von Anabelle tot schlägt und versucht dieses Verbrechen zu verdecken. Dadurch das er einen anderen Namen verwendet kommt er eine ganze Weile damit durch und auch Effie unterstützt seine Lüge und steht hinter ihm. Doch bei einem Tod soll es auch nicht bleiben und der süße Wahn scheint aus dem Ruder zu laufen.

Meine eigene Meinung 

Bei so einem spannenden Buch ist es schwer eine Rezension zu schreiben, die nicht zu viel verraten würde. Daher verzeiht mir mein Anreißen der Geschichte. Super viele Details würden auch direkt viel zu viel verraten. Ich kann nur sagen, dass Patricia Highsmith wirklich ein Talent hat, ihre Leser zu beeindrucken. Man weiß bis zum Ende nicht, wie das Buch ausgehen wird und ob David sich nun alles einbildet oder das alles wirklich passiert ist. Ich weiß bis zum Ende auch nicht, ob er einfach komplett verrückt ist oder tatsächlich die Welt es nicht gut mit ihm gemeint hat. Züge von Patricia Highsmith ähneln ein wenig Dennis Lehane, ein weiterer Autor den ich aus dem Diogenes Verlag sehr mag. Ich liebe Bücher mit Spannung und mit ein wenig Wahnsinn. Ich empfehle es sehr und ich freue mich auf weitere Geschichten von Patricia Highsmith aus meiner Sammlung.

 

Ich habe dieses Buch selbst gekauft und habe dieses im gemeinsamen Lesekreis vom Diogenes Verlag auf Facebook gelesen.

Diogenes Verlag/ Neuauflage 2021/ 442 Seiten/ 13,00€

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