Kitchen, ein Roman voll von Gefühlen, bei dem mich Banana Yoshimoto wieder einmal feststellen lässt, dass ich japanische Literatur wirklich sehr gerne mag. Ich bin ja bekennender Japan Fan, vor allem durch Haruki Murakami und auf Grund dieser Leidenschaft probiere ich immer wieder gerne neue Autoren aus. Banana Yoshimoto war also Neuland für mich. Nun bin ich aber auch Fan vom Diogenes Verlag und so konnte ich eigentlich gar nichts falsch machen. Ich habe dieses süße, kleine Buch auf einem Wühltisch entdeckt und es in einem Rutsch durch gelesen. Das ich gerne “wühle” müsste Euch mittlerweile schon bekannt vorkommen, denn in diesen wunderbaren Tischen habe ich schon so manch ein großartiges Buch finden können.
“Zum ersten Mal in meinem Leben machte ich mit meinen eigenen Händen und Augen die Erfahrung, wie groß die Welt und wie tief ihre Dunkelheit ist, erlebte ich, von welch undenklicher Faszination, aber auch grenzenloser Einsamkeit sie ist.”
Die Geschichte von Mikage und Yuichi
Mikage wächst alleine mit ihrer Großmutter in Tokyo auf, den Rest ihrer Familie hat sie bereits verloren. Beide wohnen in einer großen Wohnung, in der allerdings die Küche ihr liebster Ort ist. Einzig und allein in der Küche fühlt Mikage sich sicher und geborgen. Als eines Tages auch ihre geliebte Großmutter stirbt, muss die junge Frau alleine durchs Leben gehen. Die steht vor der Entscheidung ihre erste eigene Wohnung zu mieten und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Yuichi ein guter Freund ihrer Großmutter macht ihr genau in diesem Moment der Einsamkeit den Vorschlag, dass sie doch bei ihm und seiner Mutter einziehen soll. Mikage ist zunächst skeptisch, denn ein für sie völlig fremder Mensch hat ihr dieses vertrauensvolle Angebot unterbreitet. Sie beschließt, dass sie sich die Wohnung und seine Mutter erst einmal anschauen möchte. Und wie könnte es anders sein, als dass die Küche als zentraler Punkt in ihrem Leben sie schlussendlich zu einer Zustimmung bringen würde. Zu dritt ist das Leben weniger einsam und zwischen Mikage und Yuichi entwickelt sich eine tiefe Freundschaft und später auch Liebe.
Eriko
Yuichi’s Mutter ist eigentlich sein Vater, denn der Alleinerziehende dachte, wenn er eine Frau wäre, dann würde es für den Sohn besser sein. Nachdem Yuichi’s richtige Mutter gestorben ist, lässt sich Eriko zu einer Frau umoperieren und leitet als Drag einen Nachtclub. Irgendwie klingt das typisch japanisch für mich und ich kann Eriko förmlich vor mir sehen. Mikage stört das nicht, denn sie sieht in Eriko eine zweite Mutter. Leider wird sie als Nachclubbesitzerin verfolgt und eines Tages ermordet. Die Beziehung von Mikage und Yuichi scheint daran zu zerbrechen, doch am Ende siegt der Drang, dass beide alleine viel zu einsam wären.
Auch Eriko hat ihre ganz eigene Geschichte, welche zum Schluss in dem Buch auch noch erzählt wird. Zuerst hatte ich den Geschichtenwechsel nicht Recht verstanden, doch am Ende erschien mir alles schlüssig. Das Buch dreht sich um den Verlust eines geliebten Menschen und wie uns so etwas nachhaltig beeinflussen kann. Denn nur jemand der wirklich einmal einsam war, der kann nachvollziehen, wie ein jemand sich dann fühlt und es scheint in diesem Buch, als könnten auch nur diese Menschen eine ganz ehrliche Liebe empfinden.
“Ich muss erwachsener, größer werden. Viel wird geschehen und mich im Innersten treffen. Vieles wird weh tun, und immer wieder muss ich auf die Beine kommen. Aber ich darf mich nicht unterkriegen lassen, darf nie die Kraft verlieren.”
Mein Fazit zu Kitchen
Ich mochte dieses Buch wirklich sehr. Banana Yoshimoto hat eine ganz einfache und doch tiefsinnige Art Dinge zu beschreiben. Einen Schreibstil, wie ich ihn bisher immer bei japanischer Literatur erlebt habe. Genau das ist es, was mich so nachhaltig an diesem Land begeistert. Die Menschen sind in der Regel ganz einfach und freuen sich über Kleinigkeiten ( im Fall von Mikage über eine Tasse mit einer Banane darauf ) und dennoch erleben sie ganz tiefe Gefühle und beschreiben die Umgebung immer mit einer faszinierenden Präzession. Ich bin Fan von Banana Yoshimoto, sodass ich mir direkt zwei weitere Bücher kaufen musste. Ich werdet also noch einmal von dieser Autorin auf meinem Blog lesen.
Selbst gekauft/ Diogenes Verlag/ Ausgabe 1994/ Backlist / 203 Seiten / 10,00€
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